Das Bewusstsein befindet sich nicht im präfrontalen Kortex – der bisher als entscheidend für das Denken und Planen galt und als eine der vielversprechendsten Hirnregionen zur Suche nach dem Bewusstsein angesehen wurde –, sondern könnte vielmehr das Ergebnis von Verbindungen zwischen den visuellen Verarbeitungszentren im hinteren Teil des Gehirns und den frontalen Arealen sein, die diese Wahrnehmung in Gedanken umwandeln. Zu diesem Schluss kommt ein siebenjähriges Experiment mit 256 Teilnehmern – eine bislang beispiellose Zahl in Studien dieser Art –, das neues Licht auf den Ursprung bewussten Denkens geworfen hat.
Die Forschung, veröffentlicht in der Zeitschrift Nature, verglich zwei gegensätzliche Theorien, die bislang als führend in diesem Bereich gelten. Die Ergebnisse konnten jedoch keine der beiden entscheidend bestätigen oder widerlegen, sodass beide Theorien weiterhin zur Diskussion stehen. Die Studie unter der Leitung von Christof Koch vom amerikanischen Allen Institute könnte auch Auswirkungen auf die Diagnose und Behandlung von Koma- und Wachkomazuständen haben, etwa indem sie hilft, das sogenannte „verdeckte Bewusstsein“ bei nicht ansprechbaren Patienten zu erkennen – ein Zustand, der in etwa einem Viertel der Fälle auftritt.