Fr. Mai 17th, 2024

Gert Neuhaus ist einer der bekanntesten Fassadenkünstler Berlins: 1976 nahm er die Arbeit auf, 1979 entstand seine erste große Wandmalerei in Berlin. Seither zieren seine Werke Brandmauern und verschönern die Stadt. Viele Motive verschwanden durch Neubau und Wärmedämmung, manche sind unverändert geblieben. In einer neuen Fotoausstellung der Kommunalen Galerie Berlin lassen sich nun die Fassadenbilder des Wilmersdorfer Künstlers bestaunen.

In den 1970er-Jahren, als viele Häuser Berlins noch grau waren, brachte ein junger Künstler seine Architekturfantasien ins Stadtbild: Gert Neuhaus, 1939 in Wilmersdorf geboren, studierte zunächst Bildende Kunst an der Hochschule der Künste. Mitte der 1970er-Jahre erhielt er seinen ersten Auftrag: die Hauswände einer Siedlung am Buckower Damm zu gestalten. Seitdem zeichnete er mit geschickten Pinselstrichen und einem besonderen Auge für Räumlichkeit eine Stadt in die Stadt. Optische Täuschungen, monumentale Motive und architekturhistorische Reminiszenzen machen sein Werk zu einem wichtigen Teil des Berliner Stadtbilds.

Die 1970er: Gert Neuhaus bringt Farbe ins graue Berlin

„Reißverschluss“ (1979), Zillestraße 100, Charlottenburg. Foto: Norbert Martins

„Der Reißverschluss“ ist eine der ersten und bekanntesten Fassadenmalereien von Gert Neuhaus. Die Idee für das Motiv in der Zillestraße 100 in Charlottenburg entstand eher notgedrungen: Eigentlich plante Neuhaus einen riesigen Reißverschluss vor einer nur geringen unbemalten Fläche, doch dem Auftraggeber, eine Wohnungsbaugesellschaft, war der Entwurf zu teuer. Also drehte Neuhaus den Spieß um – und bemalte nur die frei werdende Gründerzeitfassade. Mehr Altbaufassaden von mondän bis marode findet ihr hier. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: In den 1980er-Jahren wurde der Hinterhof gar zum Touristenmagnet. 40 Jahre später verschwand das Kunstwerk – die Hauswand bekam eine Wärmedämmung. 

„Verspannung“ (1980), Haubachstraße / Fritschestraße, Charlottenburg. Foto: Norbert Martins

Ein Jahr nach „Reißverschluss“ entstand „Verspannung“: Auf dem Wandbild in der Haubachstraße/Fritschestraße in Charlottenburg schienen sich die Grenzen von Bausubstanz und Umgebung aufzulösen. Gleichzeitig vermittelten die straff gespannten Fäden den Eindruck, als bräche das Gebäude in jedem Moment auseinander. Das Bild wurde später übermalt – ein Wermutstropfen, der sich durch das Schaffenswerk von Neuhaus zieht: „Für meine Art der Kunst gibt es kein Copyright, und sie ist auch nicht übertragbar“, sagte Neuhaus einmal der „Welt am Sonntag“.


Die 1980er: Ein Überseeschiff in Charlottenburg

„Phoenix“ (1989), Wintersteinstraße 20, Charlottenburg. Foto: Fridolin Freudenfett (Peter Kuley) / CC BY-SA 3.0 / Wikimedia Commons

Vielleicht das Opus Magnum des Wilmersdorfers: Neuhaus malte das Wandbild „Phoenix“ an einem Gründerzeithaus in der Weintersteinstraße im Jahr des Mauerfalls. Und wie die Menschenmassen an den Grenzübergängen scheint auch der Überseedampfer die Mauer gerade zu durchbrechen. Die Motive passt Neuhaus dabei immer sorgfältig dem städtebaulichen und soziokulturellen Kontext an – auch im Falle von „Phoenix“: So beeinflusste die Nähe zum Spreekanal und die Wassersehnsucht der Berliner die Auswahl des Motivs. Heute lässt sich das Bild in Charlottenburg nach wie vor bestaunen. Außerdem haben wir weitere Sehenswürdigkeiten in Charlottenburg für euch zusammengestellt.   


Die 1990er: Kunst-Konsum im Vorbeifahren

„Anflug auf Tempelhof“ (1991), Geneststraße 6-8, Schöneberg. Foto: IMAGO / Schöning

Das Besondere an Fassadenmalereien: Sie sind öffentlich zugänglich und lassen sich im vorbeigehen konsumieren und rezipieren. So auch das Werk „Anflug auf Tempelhof“, das 1991 in Schöneberg in einem Gewerbeareal fertiggestellt wurde. Angesichts der schieren Menge an vorbeifahrenden Betrachtern auf der Stadtautobahn dürfte wohl manch anderer Künstler ziemlich neidisch gewesen sein. Das Gebäude samt Bild wich in den 2010er-Jahren einem Neubau.

„Kleinwagen-Museum“ (1995), Schönhauser Allee 146, Prenzlauer Berg. Foto: Norbert Martins

Das Fassadenbild „Kleinwagen-Museum“ aus dem Jahr 1995 gehört zu den unbekannteren Kunstwerken von Neuhaus. Fotografiert wurde es von Norbert Martins. Der mit Neuhaus befreundete Fotograf nahm sämtliche Werke des Wilmersdorfers, aber auch anderer Fassadenkünstler:innen, mit seiner Kamera auf. Sein Archiv umfasst mittlerweile rund 1500 Fotografien. Viele der Wandbilder sind längst verschwunden – vom „Kleinwagen-Museum“ ist nur noch die Hälfte übrig. Martins zufolge hat ein Fassadenbild eine durchschnittliche Lebensdauer von 15 Jahren.

4 Gedanken zu „Fassadenkünstler Gert Neuhaus: Der Mann, der Berlin bunt machte“
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