Do. Dez 5th, 2024
Gewalt im hessischen Amateurfußball: Bei einem Spiel der Kreisliga ist ein 19-jähriger Spieler mit einem Faustschlag niedergestreckt worden. Er erlitt eine Gehirnerschütterung. Gegen den mutmaßlichen Schläger ermittelt die Polizei.

Polizei und Rettungswagen auf einem Fußballplatz in Maintal-Dörnigheim (Main-Kinzig): Bei einem Spiel des Dörnigheimer SV gegen die Spvgg Hüttengesäß in der Kreisliga B Hanau eskalierte das Spiel am Dienstagabend in der 87. Minute.

Wie die Sportvereinigung mitteilt, kam es bei dem Stand von 5:5 nach einem Foulspiel zu einer “Rudelbildung”. Ein 19-jähriger Spieler des Vereins habe schlichten wollen – und bekam eine Faust gegen den Kopf. Er liege noch immer mit Gehirnerschütterung im Krankenhaus, sagte Spvgg-Trainer Benjamin Weber.

Die Polizei bestätigt, dass es einen “Tumult auf dem Spielfeld” gegeben habe. Gegen den 27-Jährigen mutmaßlichen Schläger wird wegen Körperverletzung ermittelt.

Dabei wird untersucht, inwieweit der Faustschlag gegen den Kopf “im Zuge des Gerangels unabsichtlich geschah oder der Schlag gar vorsätzlich erfolgte”, heißt es in einer Polizei-Meldung vom Mittwoch.

Bewusstlos und verwirrt nach Faustschlag

Der gegnerische Spieler habe “offenbar gezielt auf die Schläfe” des 19-Jährigen geboxte, sagt Hüttengesäß-Trainer Weber. Der Spieler sei kurz bewusstlos gewesen, habe dann “wirres Zeug” erzählt. Die Empörung ist groß: “Die Sportvereinigung verurteilt ein solches Verhalten aufs Schärfste und distanziert sich klar von Gewalt jeglicher Art”, heißt es in einer Mitteilung des Vereins.

Das Spiel wurde mehr als eine halbe Stunde lang unterbrochen, dann ging es weiter – und endete mit einem 6:5-Sieg für die Sportvereinigung. Der Verein kritisiert, dass der Schiedsrichter nach dem Faustschlag überhaupt weiter spielen ließ, “in dieser Situation völlig unverständlich”.

Man habe sich an die Öffentlichkeit gewandt, um auf diese Art von Gewalt aufmerksam machen, sagte der Verein dem hr – und um solche Eskalationen künftig zu verhindern.

SV Dörnigheim äußert sich noch nicht

Der Dörnigheimer SV wollte sich zu dem Vorfall zunächst nicht äußern. Der Vorstand teilte auf hr-Anfrage am Mittwoch mit, dass der Verein für Respekt und Toleranz stehe.

Die Mannschaften sollten eine Vorbildfunktion für die Kinder- und Jugendarbeit in dem Verein einnehmen. In der kommenden Woche folge eine Stellungnahme, kündigte der Vorstand an. Zunächst wolle man den Sachverhalt intern klären.

Toter nach Gewaltausbruch bei Spiel in Frankfurt

Immer wieder kommt es auf hessischen Fußballfeldern bei Amateurspielen zu Gewalt. Im Mai vergangenen Jahres starb ein 15-Jähriger Spieler aus Berlin, nachdem er bei einem Spiel in Frankfurt-Eckenheim durch Schläge eine schwere Hirnverletzung erlitt. Der Fall sorgte bundesweit für großes Entsetzen. Der 17 Jahre alte Täter wurde zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt.

Auch Schiedsrichter werden immer wieder angegriffen, bedroht und beleidigt. Manche geben das Ehrenamt wegen der teils aggressiven Stimmung auf, berichten Schiedsrichter in einer hr-Reportage.

Schiedsrichter in Hattersheim attackiert

Zuletzt war ein Angriff auf einen Schiedsrichter in Hattersheim (Main-Taunus) bekannt geworden: Dort waren bei einem Spiel Mitte März mindestens zwei Spieler auf den Schiedsrichter losgegangen, nachdem dieser einen Freistoß gepfiffen hatte. Sie sollen ihn geschlagen und an den Haaren gezogen haben.

Spieler der anderen Mannschaft schritten ein, sodass der Schiedsrichter flüchten konnte und sich bis zum Eintreffen der Polizei in der Schiedsrichterkabine versteckt hielt, wie die Polizei mitteilte. Gegen die zwei mutmaßlichen Angreifer wurden Ermittlungen wegen Körperverletzung eingeleitet.

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