Fr. Dez 6th, 2024

Man müsse sich fast schämen, Frankfurter zu sein, sagt Cornelia Bensinger vom Verein Pro Altstadt. Ihre Initiative habe jahrelang für den Bau der neuen Altstadt gekämpft, um einen Ort zu schaffen, mit dem sich die Frankfurter identifizieren könnten, sagt die Architektin. Und nun sehe es am Eingangstor zur Stadt aus „wie im Harlem der 70er-Jahre“.

Durch Corona sei die soziale Kontrolle verschwunden, sagt Christine Heinrichs, Leiterin des „Nachtcafés M47“, einer Hilfseinrichtung in der Moselstraße. In den Lockdowns hätten die Abhängigen begonnen, auf der Straße Drogen zu konsumieren und ihre Notdurft zu verrichten. „Die Sitten verfallen schnell“, so Heinrichs – und kämen auch nicht von selbst zurück.

Ein gewaltiges Problem ist, dass nirgends so viel Crack konsumiert wird wie in Frankfurt. Die Rauch-Droge macht schnell abhängig, außerdem nervös, aggressiv und sogar paranoid. Aber sie ist billig, sorgt für den schnellen Kick, und ihre große Verfügbarkeit lockt Süchtige aus ganz Deutschland an.

Öffentliche Toiletten müssten ständig bewacht werden

Den Vorwurf, zu lethargisch zu sein oder das Viertel aufgegeben zu haben, weisen Sicherheitsdezernentin Rinn und ihr Kollege vom Gesundheitsressort, der Grüne Stefan Majer, trotzdem gebetsmühlenartig zurück. „Dezernatsübergreifend“ werde in der Stadtverwaltung intensiv gearbeitet an dem Problem, versicherte die 62-Jährige gerade der „Frankfurter Neuen Presse“. Nur sei die Lage eben leider „hochkomplex“.

Beispiel Fäkalien: Eine öffentliche Toilettenanlage wäre zwar eigentlich dringend nötig, müsste aber rund um die Uhr bewacht werden. Andernfalls würden Drogensüchtige ständig Dinge in die WCs werfen und sie verstopfen. „Das würde aber Millionen kosten.“ Oder der Müll: Die Stadtreinigung ist laut Rinn schon jetzt von morgens bis nachts im Einsatz, oft sogar unter Polizeischutz, seit es Attacken auf die „Störer“ mit der Kehrmaschine gab. Nur sehe es nach zwei, drei Stunden wieder so verdreckt aus wie zuvor.

Der Blick des Magistrats richtet sich daher nun nach Berlin – und in Richtung Ampel. Ohne Hilfe vom Bund sei das Drogenproblem nicht in den Griff zu bekommen, sagen Rinn und Gesundheitsdezernent Majer. Der offene Drogenkonsum müsse von der Straße in die Hilfseinrichtungen verlagert werden – und dafür sei es nötig, dort den Handel mit harten Drogen zu erlauben. „Wenn die Menschen auf die Straße gehen müssen, um Drogen zu kaufen, dann treiben wir sie raus aus den Einrichtungen“, sagt Majer.

Doch dafür wäre eine Gesetzesänderung nötig – und eine entsprechende Absicht dafür steht nicht einmal im Koalitionsvertrag. Dort haben SPD, Grüne und FDP zwar vereinbart, Schritte in Richtung einer liberaleren Drogenpolitik zu gehen. Von einer Erlaubnis zum Heroin- oder Crackhandel ist da aber nicht die Rede.

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