Sa.. März 22nd, 2025

Sogenannte Fetale Alkoholspektrumstörungen gehören zu den häufigsten angeborenen Behinderungen. Trotzdem gibt es unter Schwangeren noch viel Unwissen – und bis zur Diagnose ist es oft ein weiter Weg.

Christopher wühlt in dem bunten Lego-Chaos und sucht nach dem richtigen Stein. Sein Lieblingshobby ist es, mit den Bausteinen zu spielen und dabei Hörspiele der “Drei ???” zu hören. Manchmal hört er dabei ein paar Minuten nicht zu. Denn lange konzentrieren kann der 16-Jährige sich nicht. Christopher hat FASD – das ist die englische, auch in Deutschland gebräuchliche Abkürzung für Fetale Alkoholspektrumstörung.Audiobeitrag

Seine Mutter habe sehr viel Alkohol getrunken, geraucht und vielleicht sogar Drogen genommen, als er in ihrem Bauch war, erzählt Christopher, der seit seinem dritten Lebensjahr bei einer Pflegefamilie in Weiterstadt (Darmstadt-Dieburg) lebt.

“Ab und zu merke ich schon, dass ich mich von den anderen unterscheide”, sagt Christopher. Er sei schneller abgelenkt und denke anders als die anderen. Außerdem hat er Probleme mit der Wirbelsäule und Asthma – auch das könnte eine Folge von FASD sein.

So wie Christopher geht es vielen Kindern und Jugendlichen. Denn Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ist in Deutschland einer der häufigsten Gründe für bereits bei der Geburt vorliegende Behinderungen. Jedes Jahr werden bundesweit mehr als 10.000 Kinder mit FASD geboren. Die Dunkelziffer ist Expert:innen zufolge hoch.

Ärztin rät zu null Alkohol während der Schwangerschaft

Die Ursache von Alkoholspektrumstörungen kann schon eine geringe Menge Alkohol in der Schwangerschaft sein, sagt die Marburger Gynäkologin Katrin Gerken. Das sei vielen nicht klar. “Es geht nicht nur darum, dass man sich nicht betrinkt, sondern wirklich null, also gar keinen Schluck Alkohol”, betont sie.

Doch der Umgang mit Alkohol in der Schwangerschaft ist ein schambehaftetes Thema. Darüber zu sprechen ist für betroffene Mütter oft nicht leicht. “Es ist ein großes Tabuthema in unserer Gesellschaft”, sagt die Hebamme Nicole Olbert-Walter. Aufklärung sei deshalb umso wichtiger – auch schon vor der Schwangerschaft.

“Die Diagnose verändert alles”

Neben ihrer Arbeit im Gesundheitszentrum Odenwaldkreis betreut sie seit acht Jahren als Familienhebamme Schwangere und deren Kinder zu Hause. “Mir fallen drei Familien direkt ein, bei denen wir mit FASD zu tun hatten”, erzählt sie. Sie arbeite dann eng mit dem Jugendamt zusammen. “Vorher sprechen wir aber natürlich immer erst mit der Mutter”, sagt sie.

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